Donnerstag, 15. August 2013

Aga Khan Hospital Dar Es Salaam

Da das Aga Khan Hospital ein privates Krankenhaus ist, und man entweder versichert sein muss oder cash zahlt (eine Nacht auf Station kostet im Schnitt 200 Dollar), findet sich hier nur eine selektierte Patient*innengruppe, unter denen viele Inder*innen und Araber*innen sind. Die Bezahlung der Aerzt*innen soll allerdings eher schlechter sein als im staatlichen Krankenhaus. Die Interns (zwischen PJler*in und Assistenzarzt/aerztin) verdienen nur ca. 500 Dollar im Monat (!). Da es in Pakistan eine Aga Khan Medical School gibt, sind besonders viele Consultants (Oberaerzte) pakistanischer Herkunft.

OP
In den OP (theatre) kommt man einfach durch ein Umkleidezimmer mit XXL-Scrubs, die Haube und den Mundschutz holt man sich im Raum vorm OP-Saal. Dieser sieht bei weitem nicht so steril aus, wie die OP-Saele, die ich aus Deutschland kenne, haben dafuer einige Geraetschaften (Anaesthesiewagen, Endoskopiegeraet) von deutschen Firmen :). Die OP-Schwestern und -Pfleger sind bei weitem nicht so penibel auf Sterilitaet bedacht, wie das unser (teilweise Aggro-) OP-Personal manchmal ist ;)
Die OP-Tuecher werden wie die OP-Kittel im Autoklav sterilisiert und mehrmals verwendet. Es kommt ab und zu mal vor, dass bestimmte Schrauben o.ae. nicht verfuegbar ist - dann wird improvisiert.
Die OP-Techniken sind aber meist so wie ich sie auch aus Deutschland kenne.

Visite
Die Visite lauft aehnlich wie bei uns ab. Die Sprache der Aerzt*innen ist Englisch - die Interns und Registras reden aber auch oft Swahili miteinander. Auf unserer chirurgischen Station liegen Patient*innen aus der Orthopaedie, Allgemeinchirurgie und HNO. Sobald der dazugehoerige Oberarzt da ist, geht die Visite los und die Interns notieren alle Anordungen des Consultants im Stationsbuch, um sie spaeter auszufuehren und in die Pat.-Akte zu uebertragen. Bei der Visite ist immer ein*e Pharmakolog*in dabei, finde ich echt sinnvoll - sollte man in Deutschland auch einfuehren :) Die Medikamenten-Anordnungen werden in ein Intranet eingetippt. Auch die radiologischen Befunde lassen sich am PC aufrufen. Entlassungsformulare etc. werden aber noch komplett per Hand geschrieben.

Einer der groessten Unterschiede ist, wie wenig die Pat. aufgeklaert werden. Im buerokratischen Deutschland erfolgt die Aufklaerung ja relativ ausfuehrlich mit allen moeglichen Risiken und Nebenwirkungen des Eingriffes und mit einem extra Aufklaerungsformular. Hier wird nur kurz erklaert was gemacht wird und es wird ein fuer alle Eingriffe einheitliches Formular unterschrieben. Der Consultant hat z.B. schon mehrfach Pat. geantwortet bei einer Cholezystektomie gebe es keine Risiken und side effects...

Ausserdem habe ich das Gefuehl, der Arztberuf ist hier nicht mit so einem riesigen Prestige belegt, wie in Deutschland, wo sich einige Aerzte immernoch als "Halbgoetter in weiss" sehen. Hier empfinde ich Aerzte einfach als Menschen, die ihrem Beruf nachgehen, man ist direkt mit ihnen auf einer Ebene, weil sie nicht so abgehoben sind und trotzdem zeigen die Patient*innen viel Dankbarkeit fuer die Hilfe der Aerzt*innen.

Die Patient*innen warten hier, wie schon befuerchtet, meist aus finanziellen Gruenden, laenger bis sie das Krankenhaus aufsuchen, weshalb hier ausgepraegtere Erkrankungen zu sehen sind. Ein anderer Grund kann sein, dass Pat. zunaechst erhoffe ihre Krankheit werde durch spirituelle Kraefte geheilt - sie beten, der Knochen moege von alleine zusammenwachsen oder suchen alternative Heiler auf.

Was ich ganz praktisch finde: Es gibt einen extra Staff Bus, der jeden Morgen das Krankenhaus in der Stadt einsammelt und jeden Mittag kostenloses Mittagessen (natuerlich ohne Besteck), das zwar weig abwechslungsreich, aber ansonsten echt geniessbar ist.

Meinen Kittel konnte ich wieder in den Koffer packen, weil die meisten Aerzt*innen in ihren normalen Klamotten (Hemd, Bluse, Gewand) auf Station arbeiten, nur selten sieht man hier Weisskittel herumlaufen.

Medizinstudium
Das System der medizinischen Ausbildung ist so wie in Suedafrika: 5 Jahre Medical School (auf Englisch), dann ein Jahr Internship, bei dem man unterbezahlt je 3 Monate auf verschiedenen Stationen arbeitet und ca. einmal die Woche 24h-Schicht (on call) hat. Danach arbeitet man als Registra, dort, wo man einen Job bekommt (nicht unbedingt in dem Fachbereich, in dem man sich mal spezialisieren will). Den Facharzt erlangt man in einem Master-Prorgamm, bei dem man noch mal Vorlesungen etc. hat. Die Muhimbili-Universitaet in Dar Es Salaam ist die einzige staatliche medizinische Uni in Tanzania. Es gibt aber noch einige private medical schools.

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