Die vier Tage in Bagamoyo haben wirklich gut getan. Jetzt bin ich richtig angekommen in Tanzania, denn in den letzten Tagen konnte ich super abschalten und habe Zeit mit superlieben Menschen verbracht, durch die ich mich ins afrikanische Leben hineinfuehlen konnte. Keine Termine, kein Stress, einfach in den Tag hineinleben und tolle Momente geniessen.
Ich wurde von Sidaz und Mufti, deren Kontaktdaten ich durch eine Freundin bei der Friedrich-Ebert-Stiftung bekommen habe (Danke, Anna!), in Dar abgeholt und wir sind mit dem Dala Dala bis nach Mwenge gefahren, dort umgestiegen und dann weiter geduest (bis der Stau kam) in den ca. 70 km entfernte Ort Bagamoyo. Fuer Touristen ist diese Stadt vor allem durch ihre Vergangenheit als "Sklavenzwischenlager" und kurzzeitige Hauptstadt der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika bekannt.
Uebernachtet und gefruehstueckt hab ich im wirklich schoenen Marynice Place. Von dort ist es nicht weit zum Strand und auch im Rest des "Stadtkernes" ist man per Fuss relativ schnell. Wenn man mal zu faul ist, oder schnell von A nach B muss, nimmt man sich ein Piki Piki, das sind Motorradfahrer, sozusagen die Dala Dalas von Bagamoyo (die gibt es dort naemlich nicht), die einen fuer 500 Shilling (umgerechnet ca. 25 Cent) gerne mitnehmen.
Ob man baden gehen kann oder nicht, haengt ganz vom den Gezeiten des Meeres ab - bei Ebbe muss man eben relativ lange durch flaches Wasser watschen, bis man eine schwimmfaehige Hoehe erreicht hat. Dafuer ist das Wasser angenehm und nicht zu kalt.
Im Museum der ersten katholischen Mission in Afrika habe ich einiges ueber die Geschichte Bagamoyos erfahren: Bagamoyo wurde lange als Zwischenstation fuer Sklaven aus dem Binnenland Afrikas genutzt, bevor die armen Menschen auf Sansibar an ihre kuenftigen Besitzer verhoeckert wurden. Bagamoyo heisst deshalb uebersetzt "Lege dein Herz nieder", weil die Sklaven, die dort ankamen, ihre Heimat wohl nie wieder sehen wuerden.
Regiert wurde Bagamoyo zu dieser Zeit von den arabischen Sultanen von Sansibar, war also neben den traditionellen afrikanischen Religionen, islamisch gepraegt. 1868 wurde der katholischen Mission ein Stueck Land im Norden Bagamoyos gegeben, wo dann die erste katholische Kirche Afrikas, von der heute nur noch der Livingston-Tower (nach dem Entdecker Livingston, der sich gegen den Sklavenhandel eingesetzt hat) entstand. Die Mission nahm nach dem Verbot des Sklavenhandels Ende des 19 Jahrhunderts vor allem freigelassene Sklavenkinder auf und baute eine Schule und weitere Einrichtungen.
Bagamoyo wurde zur deutschen Kolonialzeit fuer kurze Zeit Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika, bevor Dar Es Salaam dazu gemacht wurde. Aus dieser Zeit befinden sich heute noch einige Gebaeude, wie ein Lager und Gaestehaus am Hafen, eine Schule, Regierungsgebaeude und das Posthaus in der sog. Stone Town.
Die Bewohner Bagamoyos leben heute von der Fischerei und Landwirtschaft, ausserdem beherbergt Bagamoyo viele viele Kuenstler, die meist im Bagamoyo College of Arts ausgebildet wurden. Der Tourismus kommt hier nur langsam an.
Neben dem kleinen Kulturprogramm hab ich aber vor allem (in Kadys Worten) "hart gechillt": war im Meer schwimmen, mit Sidaz und Mufti im Baobab-Studio von Sidaz' Bruder, der Maler ist und hab dort im kleinen Tonstudiozugeschaut, wie Songs entstanden sind, waren lecker tansanisch essen und haben einen Abend auch selbst gekocht. Ausserdem wurde immer viel getanzt, gesungen, gequatscht und natuerlich hab ich mir Muehe gegeben ein paar mehr Worte in Kiswahili zu lernen :-)